Kirchturmdenken: Ein Förderprogramm für Sakralbauten und Klosteranlagen in ländlichen Räumen

Um aktuelle und ehemalige Kirchen, Klöster und andere Sakralbauten als Kulturorte erlebbar zu machen, unterstützte das Soforthilfeprogramm „Kirchturmdenken“ Projekte, die neue Ideen zur Erschließung, Vermittlung und Nutzung von (ehemaligen) Sakralbauten entwickelten und für andere sichtbar machten.

Seit Jahrhunderten prägen Kirchen und Klosteranlagen das Bild ländlicher Gemeinden. Doch immer häufiger bleiben sie ungenutzt. Dabei sind sie nicht nur ein Ort religiöser Vollzüge, sondern für viele Menschen auch mit wichtigen individuellen und kollektiven Erinnerungen verbunden. Zugleich stellen die Sakralbauten mit ihren Ausstattungen und ihrem Umfeld ein bedeutsames Zeugnis europäischer Geschichte dar.

Im Rahmen des Projekts „Kirchturmdenken“ wurden lokale und regionale Akteur*innen darin unterstützt, Sakralbauten und Klosteranlagen als Orte der Auseinandersetzung mit kulturellem Erbe zugänglich zu machen und diese stärker als bisher für kulturelle Angebote und Aktivitäten zu öffnen und zu nutzen. Damit konnten auch in strukturarmen ländlichen Räumen Möglichkeiten bürgerschaftlicher Begegnung geschaffen und ein gemeinsames Nachdenken über die Zukunft des Ortes und der Region gefördert werden. Das Soforthilfeprogramm unterstützte Akteur*innen dabei (ehemalige) Sakralbauten und Klosternanlagen zu etablieren und zu stärken als…

  • individuelle, lokale oder regionale Erinnerungsorte,
  • zu bewahrende Kulturdenkmale,
  • Orte der Teilhabe am regionalen und überregionalen kulturellen Erbe,
  • Orte einer lebendigen Kulturvermittlung und kulturellen Bildung,
  • Orte bürgerschaftlicher Teilhabe, Mitgestaltung und sozialer Begegnung.
Kinder lesen in der Stallkirche St. Jacobus. Foto: Johannes Kersting

Kinder lesen in der Stallkirche St. Jacobus, Postbauer-Heng. Foto: Johannes Kersting

Das Programm richtete sich an öffentliche, zivilgesellschaftliche und private Träger*innen von Sakralbauten wie zum Beispiel Vereinen, Kirchengemeinden und anderen Religionsgemeinschaften, Initiativen und weiteren Akteur*innen. Unterstützt wurden Projekte in ländlichen Gemeinden mit einer Einwohnerzahl bis 20.000 Personen mit einer maximalen Fördersumme von 25.000 Euro.

„Kirchturmdenken“ begleitete interessierte Akteur*innen mit einer Workshopreihe, um gemeinsam Sakralbauten als Orte der Kultur und als Kulturelles Erbe zu entdecken und zu reflektieren.

Wofür konnten Fördermittel beantragt werden?

Gegenstand der Förderung waren in erster Linie konsumtive Maßnahmen. Gefördert werden konnten

  • die mediale Aufbereitung und Vermittlung der Bau- und Ausstattungsgeschichte sowie der heimat- und sozialgeschichtlichen Bedeutung des (ehemaligen) Sakralbaus, die auf die anzusprechende Zielgruppe zugeschnitten war (Broschüre, App, Audioguide, Podcast, Video, Website bzw. Beitrag zu einer geeigneten lokalen oder regionalen Website o.Ä.) sowie die erforderliche Recherche hierfür.
  • die Durchführung von Veranstaltungen vor Ort, die entweder explizit der Denkmalvermittlung dienten oder die Denkmalvermittlung mit anderen Formen des Kulturangebots, der Kulturvermittlung oder der kulturellen Bildung verknüpften.

 

Die Vorhaben sollten die Zusammenarbeit mit weiteren bürgerschaftlichen Initiativen vor Ort oder in der Region anstreben. Begrüßenswert waren Vorhaben, die in Kooperation mit Bildungseinrichtungen (Kitas, Schulen, Universitäten, Fach- oder Volkshochschulen, Bibliotheken, Kunst- oder Musikschulen, Museen etc.) vor Ort oder aus der Region umgesetzt wurden. Regionale Projekte unter Einbezug mehrerer (ehemaliger) Sakralbauten waren ausdrücklich erwünscht. Bei der Konzeption der Veranstaltungen wurde darauf geachtet, dass diese nach Möglichkeit intergenerationell und/oder integrierend/inklusiv (d. h. auch barrierefrei) angelegt waren bzw. kulturelle wie auch religiöse Vielfalt in den Blick nahmen.

„Kirchturmdenken“ wurde von Wider Sense TraFo umgesetzt

Das Programm „Kirchturmdenken“ (Soforthilfeprogramm Sakralbauten) war ein Projekt der gemeinnützigen Wider Sense TraFo gGmbH, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Mittel stammen aus dem Bundesprogramm „Ländliche Entwicklung“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft

Bei der Umsetzung des Projekts kooperierte Wider Sense TraFo mit dem Institut für Kunst und Materielle Kultur der TU Dortmund.